Ulstertalschule / Hilders

Wanderausstellung und Vortrag: 400 Jahre Juden in der Rhön

Dr. Michael Imhof (Vorst. Zukunft Bildung Region Fulda e.V.) eröffnete am 29.08.2019 die Wanderausstellung „400 Jahre Juden in der Rhön“, die für einige Wochen in der Ulstertalschule zu sehen ist und hielt vor den Klassen 9 und 10 der USH sowie einer Klasse 10 der MPS einen einführenden Vortag.

In einem kenntnisreichen Vortag, unterstützt von der Ausstellung „400 Jahre Juden in der Rhön“ gab Dr. Imhof einen umfassenden Einblick in die Stationen der Geschichte des Landjudentums in der Rhön:

Seit 400 Jahren sind Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten auf Würzburger und  Fuldischem Territorium vertrieben, fanden viele von Ihnen in den reichsunmittelbaren Ritterschaften in Franken und der Rhön, wie in Tann oder Gersfeld, oder in Besitzungen der Universität Würzburg, dazu zählte auch Wüstensachsen, eine neue Bleibe.

Die Hoffnungen in der Napoleonischen Ära auf bürgerliche Gleichstellung währten nur kurze Zeit. Die zögerliche Gesetzgebung im Königreich Bayern, zu dem große Teile der hessischen Rhön bis Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten, brachte nur eine schrittweise Integration der jüdischen Bevölkerung. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung in der Kaiserzeit setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen bürgerliche Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden jüdische Kaufleute und Unternehmer zu wichtigen Wegbereitern der Moderne auf dem Lande. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen.

Über Jahrhunderte geschleppte Vorurteile, religiöser Antijudaismus und der aufkommende Rassenhass des Antisemitismus wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 Staatsdoktrin. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten fiel der NS-Terror ungehemmt über die jüdischen Mitbewohner und Nachbarn auch in der Rhön her. Am Ende stand die millionenfache Ermordung der Juden in den Vernichtungslagern, dem sich nur wenige entgegenstellten. Damit wurde die seit Jahrhunderten bestehende jüdische Kultur auch in der Rhön ausgelöscht. Das Ende des Kalten Krieges ermöglichte den Zuzug von Juden aus Osteuropa. Sie sind heute die Grundlage für ein wieder reges jüdisches Leben in Fulda.

In großformatigen Postern werden die Besucher der Ausstellung durch die beschriebenen Zeitepochen und weitere vertiefende Themen geführt, wie das jüdische Schulwesen, den Viehhandel, jüdisches Unternehmertum, die jüdische Religion und die religiösen Feste im jüdischen Kalender sowie Collagen zu den jüdischen Gemeinden.

Vom 29. August bis Mitte September wird die Wanderausstellung „400 Jahre Juden in der Rhön“ in der Ulstertalschule in Hilders gezeigt.

In einem Abendvortrag im Forum im Foyer stellte Dr. Imhof die Ausstellung der Öffentlichkeit vor. In der Abendveranstaltung waren zudem Ofra und Shimon Givon aus Rehovat in Israel zugegen, deren Familien aus der Fuldaer Region stammen. Ofra Givon, die bis heute einen deutschen Pass hat, erzählte vom Leben ihrer Vorfahren, ihrer Mutter, die, genau wie sie selbst, in Fulda das Marianum besucht hatte. Sie gab weitere interessante Einblicke in die Situation der Juden in Fulda im 3. Reich und der Auswanderung nach Israel.

Im anschließenden Gespräch mit den Zuhörern konnten weitere Fragen geklärt und z.T. persönliche Dinge ausgetauscht werden.