Ulstertalschule / Hilders

Stolpersteine in Wüstensachsen – was geht mich das an?

Ein Projekt der 10. Klassen der Ulstertalschule Hilders im Geschichtsunterricht

In Wüstensachsen wurden am Dienstag, 02. 11. 2021 sechzehn Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Mitbürger verlegt, die von Verfolgung und Ermordung während der Zeit des Nationalsozialismus betroffen waren. Im Vorfeld hatte sich eine der OrganisatorInnen, Frau Inge Hohmann, an die Fachschaft Geschichte mit der Bitte um Mitwirkung durch die Ulstertalschule an der Gedenkveranstaltung gewandt. Da Verfolgung und Vernichtung der Juden elementarer Bestandteil des Geschichtsunterrichts der Klasse 10 ist, kamen die beiden Fachlehrkräfte der Klassen 10a und 10b, Iris Hofmann-Löbl und Berenike Kellner, der Bitte sehr gerne nach; umso lieber, als sich hier die Möglichkeit für die SchülerInnen auftat, einmal selbst auf Spurensuche der eigenen Geschichte zu begeben.

Beide Klassen begannen mit dem Projekt direkt nach den Sommerferien und definierten zunächst die Begriffe „Rassismus“, „Antisemitismus“ und „rassisch begründeter Antisemitismus“ als Ursachen dafür, dass gerade die Juden zur Zeit des Nationalsozialismus zum Feindbild schlechthin generiert wurden. Die SchülerInnen erarbeiteten anschließend die einzelnen Phasen des sich aus kleinen Anfängen von Ausgrenzung und Stigmatisierung über die Entrechtung und Enteignung bis hin zu systematischer Verfolgung und Ermordung in Vernichtungslagern anhand von Informationen über die jüdische Bevölkerung von Wüstensachsen, die uns freundlicherweise von Frau Hohmann zur Verfügung gestellt wurden. Teil des Projektes war in diesem Zusammenhang ein Unterrichtsgang beider Klassen zu den Orten jüdischen Lebens in Wüstensachsen unter sachkundiger Führung von Frau Hohmann. Einen weiteren Höhepunkt stellte der Besuch von Michael Lee Buchsbaum, Enkel des in Wüstensachsen geborenen Alfred Buchsbaum, mit seiner Familie an der Ulstertalschule dar. Herr Buchsbaum und seine Schwester Marisa erzählten nicht nur in berührenden Worten die spannende Geschichte ihrer Eltern und Großeltern, sondern sie gingen anschließend auch in beeindruckender Weise auf die Fragen der SchülerInnen ein.

Abschließend war man sich einig, dass der Kontakt zwischen den Nachkommen der Familie Buchsbaum und der Ulstertalschule in den kommenden Jahren gehalten werden soll, um auch den nachfolgenden Jahrgängen die Möglichkeit zum Austausch zu gewähren.

Gut vorbereitet nahmen die beiden 10. Klassen dann am Dienstag, 01. 11. 2021 vormittags an der Verlegung der ersten 16 Stolpersteine für die Familien Buchsbaum, Nordhäuser und Weinberger durch den Künstler Gunter Demnig teil. Einzelne SchülerInnen der 10. Klassen lasen während der Verlegung aus den Lebensläufen der jeweiligen Familien, während 4. Klassen der Grundschule Wüstensachsen zu jedem Namen eine Rose ablegten. Jüdische Gebete und Gesänge umrahmten feierlich die Zeremonie. Abgerundet wurde der Gedenktag durch den „Abend der Erinnerung“ im Bürgerhaus Wüstensachsen, an dem ebenfalls einzelne SchülerInnen der Klassen 10 teilnahmen. Die von der Klasse 10b erstellten Lernplakate mit Ergebnissen des Stolpersteinprojekts wurden hier ebenso präsentiert wie Erinnerungen an einzelne Schicksale, sowie jüdische Gesänge und Geschichten.

In einer abschließenden Reflexion kamen die SchülerInnen zu dem Ergebnis, dass die regionale Geschichte – auch wenn man selbst keinerlei Bezug zu den Ereignissen hat – doch immer auch Auswirkungen auf das eigene Leben hat und somit Teil davon wird. (Hof)

Ein Bericht erschien auch hier.