Forum im Foyer: Veränderungen der heimischen Flora
Hilders
„Beobachten - Erleben - Schützen: Hessen aktiv für Biologische Vielfalt“ - unter diesem Motto stand heuer der 4. Hessische Tag der Nachhaltigkeit. Mit ihrem Forum im Foyer beteiligte sich die Ulstertalschule mit dem Vortrag „Veränderungen der heimischen Flora: Ursachen, Prozesse und Ausblicke“ von Botaniker Uwe M. Barth an diesem Aktionstag.
Nach der Begrüßung durch Dr. Rainer Heimerich von der Ulstertalschule stellte Referent Barth aus Tann/Rhön fest, dass er sein Referat auch unter den Aspekt „Trollblume adé, Orchideen juchhee!?“ gestellt habe, um die Zuhörer noch mehr für die Veränderungen in der heimischen Flora zu sensibilisieren. Die Zusammensetzung der Pflanzenwelt eines Gebietes werde vom Standort, Nutzung und Klima bestimmt. Ändere sich eine dieser Faktoren, so ändere sich auch die Pflanzenwelt. Manche Arten würden träge auf Veränderungen reagieren, manche aber auch rasch, so Barth. Nach einem kurzen Exkurs in die Archäobotanik, die sich mit Pollenanalysen aus Moorprofilen beschäftige und den Hinweis auf schriftliche Quelle, Florenwerke und Aufzeichnungen, wie zum Beispiel „Flora Fuldensis“ aus dem Jahre 1784, in dem Franz Kaspar Lieblein wildwachsende Bäume, Sträucher und Pflanzen in dem „Fürstenthume Fuld“ beschreibt und deren Nutzen vor allem als Arznei, aber auch als Zierpflanze bestanden hat, ging Barth auf die Beeinflussung des Klimawandels für die Pflanzenwelt ein. So würden inzwischen Pflanzen, die an kühl-feuchtes Klima und kalte Winter angepasst seien, abnehmen, weil für sie der Klimawandel, der vorrangig mit einem schnellen Anstieg der Temperatur verbunden sei, ungünstiger werde. „Im Schnitt fliehen diese Arten in nur zehn Jahren 17 km weit Richtung Nord- bzw. Südpol oder klettern auf Bergen um 11 Meter höher“, sagte der Botaniker. Die Bestände von Pflanzen, die an warm-trockenes (Sommer-) Klima gewöhnt seien, würden im Laufe der Zeit - auch in der Rhön - zunehmen.
Das im Jahre 2004 von der hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön ins Leben gerufene Freiwilligenprojekt „Netzwerk Rhönbotanik“ soll der Vermehrung des Wissens über heimische Pflanzen zum Zwecke der Umweltbildung in Form von gegenseitigem Austausch und dem Sammeln, Auswerten und Nutzbarmachen von Wissen über Vorkommen seltener und gefährdeter Rhönblumen dienen und um damit zu helfen, „gefährdete Natur und Heimat und alles was selten und schützenswert sei, wie zum Beispiel Arnika, Trollblume oder auch Silberdistel für unsere Nachkommen zu erhalten“. Schwerpunkte seien auch noch die sogenannten Zielarten für den Naturschutz, wie die Küchenschelle, Knabenkräuter oder auch Teufelskralle und sensible Zeigerarten.
Veränderungen seien durch über 10.000 aktuelle Beobachtungen festgestellt worden. Klimaverlierer in der Rhön seien u.a. der Alpen-Milchlattich, Arnika, Eisenhut, Glanzkerbel, die Sumpfdotter- und Trollblume und Klimagewinner seien Knabenkräuter, diverse Hirsearten und die Walnuss. Die Pflanzenwelt im Biosphärenreservat Rhön ändere sich aufgrund von Nutzungsveränderungen und Klimawandel rasant, aber für die meisten unbemerkt. Sensible Pflanzen seien davon besonders betroffen. Manche würden sich ausbreiten, andere zurückweichen. Wobei schnelle wachsende Pflanzen (Annuelle) sich leichter anpassen werden als langsam wachsende, wie zum Beispiel Bäume stellte Barth am Ende seiner Ausführungen fest. In der anschließenden Diskussion wurde noch einmal besonders auf die sich verändernde Nutzung eingegangen.
Text und Foto: Franz-Josef Enders