Berichte zur Einführungsphase an der Ulstertalschule
Während der Sommerferien wurde in zwei größeren Zeitungsartikeln über die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe an der Ulstertalschule berichtet. Diese wird ab diesem Schuljahr in Kooperation mit der Winfriedschule Fulda in Hilders angeboten:
Aus der Fuldaer Zeitung vom 15.7.2011:
18 Schüler starten ins Modellprojekt
Gymnasiasten werden in der zehnten Klasse weiter in Hilders unterrichtet
Jetzt ist es amtlich: Schüler des Mittelstufengymnasiums Ulstertalschule wechseln erst nach der zehnten Klasse auf ein Gymnasium in Fulda. Das Kultusministerium hat dem neuen Schulentwicklungsplan zugestimmt. 18 Schüler nehmen an dem Modellprojekt teil.
Von unserem Redaktionsmitglied NORMAN ZELLMER
Anders als an anderen Gymnasien müssen die Schüler nicht nach der neunten Klasse auf ein Gymnasium wechseln, um die Einführungsphase (Klassenstufe zehn) für das Abitur zu absolvieren. Sie werden weiter an der Ulstertalschule unterrichtet. Dazu hat die Bildungseinrichtung, weil sie kein voll ausgebautes Gymnasium ist, eine Vereinbarung mit der Winfriedschule Fulda unterzeichnet. Ab dem kommenden Schuljahr startet das Modell mit einer Klasse - inoffiziell bereits Rhönklasse genannt - und 18 Schülern.
„Flexible Lösungen"
Insgesamt zwölf Lehrer werden dann zeitweise an der jeweils anderen Schule unterrichten und es werden gemeinsame Fachkonferenzen abgehalten. Die Organisation von Unterrichtsräumen und die Einteilung der Lehrkräfte übernimmt die kleinere Ulstertalschule. „Ziel ist es, den Unterricht in der Klassenstufe neun zu synchronisieren", sagt Oberstudiendirektor Dr. Rudolf Sumrna, Leiter der Winfriedschule. Damit die Anschlüsse für die zwei späteren Abiturjahre passen, werden in den Hauptfächern sogar einheitliche Arbeiten geschrieben und sich in Klassenstufe acht abgestimmt.
Für alle Beteiligten soll die Zusammenarbeit nur Vorteile bringen: „Den Schülern ersparen wir damit täglich zwei Stunden Busfahrt", erklärt Studiendirektor Mathias Dickhut, Leiter der Hilderser Schule. Diese Zeit können die Jugendlichen besser für Hausaufgaben nutzen, sich auf Arbeiten vorbereiten oder Freizeitaktivitäten oder Ehrenämtern in Hilders nachgehen. Außerdem wird in dem Jahr der Austausch gefördert: An einem Tag und drei Stunden pro Woche werden die 18 Schüler mit Winfriedschülern gemeinsam in Fulda unterrichtet und können in der Mensa essen - so lernen sich die Schüler beider Schulen kennen, ein späterer Wechsel fällt so leichter. Dickhut stellt aber zugleich klar: Den Schülern steht frei, nach der zehnten Klasse auch an andere Gymnasien zu wechseln, eine Pflicht, an der Winfriedschule Abitur zu machen, bestehe nicht.
Bei den Schülern, Eltern und Lehrern kommt das Konzept offenbar gut an. „18 Schüler machen auf Anhieb im ersten Jahr mit, das zeugt von großem Vertrauen in das Konzept", sagt Dickhut. Wie gut die Zusammenarbeit schon vor dem offiziellen Beginn funktioniert, verdeutlicht Summa an einem Erlebnis: Eine Mutter aus Hilders hatte ihn vor Kurzem in der Winfriedschule besucht, sie benötigte eine Bestätigung der Schule für den Bus. Weil das Kind der Frau einer der zukünftigen Modell-Schüler ist, habe Summa - ohne Rücksprache mit Kollege Dickhut - das Formular ausgefüllt. „Man sieht daran, welches gegenseitige Verständnis das Verhältnis prägt." Keine Schule werde die andere dominieren.
Neben Schülern und Schulen sieht auch der Landkreis als Schulträger nur Vorteile für sich: Mit der Kooperation werde der Schulstandort gesichert. Die Zusammenarbeit sei vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und sinkender Schülerzahlen regionalpolitisch wichtig. Der Leitende Schulamtsdirektor Wolfgang Kremer vom Staatlichen Schulamt Fulda geht noch einen Schritt weiter: Da die Ulstertalschule vielfältige Arbeitsgemeinschaften von „Mathematik für Durchstarter" über Chöre, Orchester, Musical und Theater bis hin zu Sport bietet, sei sie ein großer kultureller Baustein im Ulstertal. Von dem Modellprojekt ist er begeistert: „Ich glaube das Konzept wird ein Renner im Landkreis". Er kann sich vorstellen, die Erfahrungen aus Hilders auf Neuhof, Gersfeld und Eiterfeld zu übertragen. „Wir müssen weg von den großen Konzepten hin zu flexiblen Lösungen vor Ort."
Von den Kreisseiten des "Marktkorb" vom 24.7.2011:
Woide: "Bildungsregion Fulda stellt ihre Innovationsfähigkeit unter Beweis"
An Ulstertalschule wird Außenstelle der Winfriedschule eingerichtet / 10. Klasse bleibt trotz G 8 in Hilders
HILDERS/FULDA (was). Die Ulstertalschule in Hilders präsentiert sich als moderne Bildungseinrichtung, die optimistisch in die Zukunft schauen kann. Einen wesentlichen Anteil daran hat die jetzt auch vom hessischen Kultusministerium genehmigte Fortschreibung des Schulentwicklungsplans für den Teilbereich Ulstertalschule. Danach wird mit Beginn des neuen Schuljahres an dem Gymnasium in Trägerschaft des Landkreises Fulda eine Außenstelle der Winfriedschule für die Klasse 10 eingerichtet.
Die Perspektiven für die Ulstertalschule sahen vor einigen Jahren noch ganz anders aus. Durch eine kurzzeitige Unterschreitung der landesweiten Klassenrichtwerte schien das Mittelstufengymnasium langfristig in seinem Bestand gefährdet. Aber allein schon unter finanziellen Gesichtspunkten wäre es widersinnig gewesen, eine Schule zu schließen, die zuvor für 2,6 Millionen Euro großzügig erweitert worden war. Ganz abgesehen von bildungs- und regionalpolitischen Erwägungen, die dafür sprechen, gerade im ländlichen Raum ein wohnortnahes Bildungsangebot zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels werden Schulen als zentraler Standortfaktor immer wichtiger", betont Landrat Bernd Woide.
Um drohende Gefahren für die Ulstertalschule abzuwenden, wurden frühzeitig Maßnahmen zur dauerhaften Stabilisierung der Schülerzahlen ergriffen und beispielsweise Informationsabende für die Eltern der abgebenden Grundschulen im Einzugsbereich von Hilders veranstaltet. Die Vorzüge eines Besuchs der Ulstertalschule lagen und liegen auf der Hand: Der Schulweg ist wesentlich kürzer, die eingesparte Zeit kann für andere Aktivitäten genutzt werden. Hierzu kommt, dass die Schule über eine hervorragende Ausstattung - vor zwei Jahren wurden nochmals 250000 Euro für die Schaffung eines Ganztagsangebots investiert - verfügt. Die Lernbedingungen sind bei knapp 300 Schülern und 24 Lehrkräften überschaubar und fast schon familiär.
Die Bemühungen, in Hilders eine Außenstelle der Winfriedschule einzurichten, stehen im Zusammenhang mit der Verkürzung des Gymnasiums auf acht Klassen (G 8). Als Mittelstufengymnasium hätte die Ulstertalschule den zehnten Schuljahrgang verloren, der bereits zur gymnasialen Oberstufe zählt. In enger Abstimmung mit dem Landkreis und dem Staatlichen Schulamt wurde deshalb ein Konzept entwickelt, das den Besuch der zehnten Klasse an der Ulstertalschule ermöglicht. Das Projekt hat Modellcharakter und wird vom Kultusministerium unterstützt. „Man respektiert unsere regionale Flexibilität", so Schulleiter Dr. Rudolf Summa von der Winfriedschule. Laut Leitendem Schulamtsdirektor Wolfgang Kremer ist für die Lehrerzuweisung gesorgt.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Schulen hat mittlerweile feste Formen angenommen. Zur organisatorischen und inhaltlichen Abstimmung fanden bereits schulübergreifende Konferenzen statt, Lehrkräfte der Ulstertalschule Lind der Winfriedschule unterrichten im Austausch, es wurden Arbeiten mit gleicher Aufgabenstellung geschrieben und in einigen Fächern soll es gemeinsamen Unterricht geben. Für das neue Schuljahr liegen 18 Anmeldungen für die gymnasiale Einführungsphase an der Ulstertalschule vor, so dass es trotz G 8 weiterhin eine zehnte Klasse in Hilders geben wird und die Schüler erst mit dem elften Schuljahr an einen anderen Schulstandort, in der Regel die Winfriedschule in Fulda, zu wechseln brauchen.
Während Dr. Summa von einer gegenseitigen Bereicherung beider Schulgemeinden spricht, gilt der besondere Dank des Leiters der Ulstertalschule, Mathias Dickhut, seinem Kollegium, das die neue Konzeption voll mittrage, sowie den betroffenen Schülern und Eltern. „Sie betreten schließlich Neuland und beweisen großes Vertrauen in unsere Schule." Auch Landrat Bernd Woide ist vom Gelingen des in Hessen bislang einmaligen Schulprojekts überzeugt, das einen aktiven Beitrag zur Regionalpolitik leiste. Die Bildungsregion Fulda stelle damit einmal mehr ihre Innovationsfähigkeit unter Beweis. Angesichts der demografischen Veränderungen müsse in anderen Lebensbereichen ebenfalls verstärkt über Kooperationsformen nachgedacht werden.