Ulstertalschule / Hilders

Schüler/-innen helfen bei der Landschaftspflege

Im Juni unterstützten zum wiederholten mal Schüler/-innen der Ulstertalschule zusammen mit ihrem Lehrer Dr. Heimerich die Ranger des Biosphärenereservat Rhön bei deren Einsatz gegen die Lupine. Dazu ein Bericht aus der Fuldaer Zeitung vom 1. Juli 2011:

Der Lupine geht's an Stengel und Samen

Von unserem Redaktionsmitglied NORMAN ZELLMER

Es ist heiß an diesem Vormit­tag am Stirnberg nahe Wüs­tensachsen, kein Baum weit und breit, die Sonne brennt, nur der Kleinbus bietet Schat­ten - kein Tag für eine schweißtreibende Arbeit. Doch die Pflanzen müssen weg. Kraftvoll dreht Hubert Heger seinen Oberkörper nach rechts, dreht sich zurück - die Sense saust über die Wiese. Reihenweise kippen die Blumen weg, die leuch­tend blaue Blütenpracht ist dahin.

Heger kämpft an diesem Vormittag mit 35 Schülern der Hilderser Ulstertal- und der Mellrichstädter Mittel­schule, deren Lehrer und Mi­chael Dohrmann, Koordina­tor Umweltbildung beim Bio­sphärenreservat Bayerische Rhön, gegen die Invasoren. Während einige mähen, har­ken andere das Schnittgut zu­sammen und füllen es in gro­ße Plastiksäcke. Die Pflanze sieht zwar schön aus, ist aber gefährlich. „Die Lu­pinen sind eine Be­drohung für die hei­mische Flora", sagt

Ranger Heger vom Biosphärenreservat. Die Pflanze ist ein soge­nannter Neophyt, eine aus Nordamerika eingeschleppte Blume. Bayerische Forst­wirtschaftler pflanzten sie in der Region an. Der Grund: Sie ist in Bezug auf Klima und Boden an­spruchslos und die Knöll­chenbakterien an den bis zu 1,5 Meter langen Wurzeln können Stickstoff aus der Luft binden und so die Bodenqua­lität verbessern. Die Erde wird quasi gedüngt - das ist ein Problem außerhalb von Straßenböschungen und Auffors­tungsflächen: Wo die Lupine wächst, verschwinden je­ne Pflanzen, die sich auf nährstoffarme  Böden spezialisiert haben, et­wa Mager- und Borst­graskulturen der Rhön. „Die Artenvielfalt geht ein­fach verloren."

Wie viele Bestände es in der Region gibt, ist nicht genau bekannt. Laut Bundesamt für Naturschutz gehört die Rhön zu den Hauptverbreitungsge­bieten. Seit Jahren pflanzt sie sich fast unkontrolliert ent­lang von Straßen und Wald­säumen fort. „Sie läuft aus dem Ruder, wir müssen was machen, sonst wächst uns al­les zu", sagt Heger. Doch ein Mittel sei gefunden: Nach Studien des Landesbetriebs Landwirtschaft ist das Mähen und die Beweidung sehr er­folgreich.

Dabei ist der Termin des Schneidens wichtig: „Man darf den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen", sagt der 50-jährige Reservatsmitarbei­ter. Man dürfe nicht warten, bis die Samen von Hagel oder Regen abgeschüttelt werden. Man dürfe die Pflanze aber auch nicht in oder vor der Blütezeit abschneiden. Sonst treibt sie erneut, bildet erneut Blüten und Früchte.

Neben den Schülern der zwei Schulen waren in den vergangenen Wochen Mit­glieder des Rhönklubs, Be­schäftigte des Fuldaer Sozial­unternehmens Grümel und der Straßenverwaltungen, Wanderer, Landwirte und zahlreiche Freiwillige in der Region unterwegs, um in Mäh-Aktionen der blauen Nordamerikanerin an den Kragen zu gehen, die Fort­pflanzung zu stören und sie

zurückzudrängen. Gerade Landwirte hätten ein originäres Interesse an lupinenfreier Flächen: Nach dem Mäher trocknet die Lupine schwere als Gras, schimmelt und kann Heu verderben. Zudem fresse kaum ein Tier grüne Lupinen in größeren Mengen.

Geht es nach Hubert Heger muss sich die Region trotz erster Erfolge an einzelnen Standorten auf einen langer Kampf gegen die Invasorin aus Amerika einstellen: „Es ist eine langwierige Geschichte mit Glück haben wir sie in sechs, sieben, acht Jahren in Griff." Unterstützen soll moderne Technik: Heger wil demnächst mit einer satellitengestützten Kartierung die Bestände beginnen.

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