Schule macht Wirtschaft - Wirtschaft macht Schule
Aus der Fuldaer Zeitung vom 4. Dezember 2009. Die fertig gestaltete Zeitungsseite finden Sie als Bild am Ende der Seite:
„Schule macht Wirtschaft - Wirtschaft macht Schule" ist ein Gemeinschaftsprojekt von IHK Fulda, Schulamt Fulda und Fuldaer Zeitung. Sechs Wochen lang befassen sich neunte und zehnte Klassen von Gymnasien mit dem Thema Wirtschaft. Dazu lesen sie die FZ und besuchen heimische Firmen. Ausfluss des Projekts sind Berichte über die Unternehmensbesuche, die in unserer Zeitung veröffentlicht und am Wirtschaftstag ausgestellt wurden. / ic
Präzisionsarbeit aus der Rhön
Firma Johann Ulrich verarbeitet Metall / Fräsen, bohren, Gewinde schneiden
TANN
Ein Besuch der Firma Ulrich brachte für die meisten Schüler neue und überraschende Einblicke.
Von der KLASSE 10A DER ULTERTALSCHULE HILDERS
Es ist laut, es riecht nach Metall, aber die Kreativität der Mitarbeiter ist grenzenlos! Unser erster Eindruck wird durch die Begrüßung von Geschäftsführer Wolfgang Ulrich bestätigt, der alle Mühe hatte, die Maschinengeräusche zu übertönen. Nach einer Erklärung der verschiedenen Maschinen im Betrieb und der dazugehörigen Arbeitsabläufe erkundeten wir in zwei Gruppen den Betrieb.
In der Dreherei Ulrich wird Metall mit manuellen oder CNC-gesteuerten Maschinen (elektronisch gesteuert) bearbeitet und verarbeitet. Alles beginnt in der Abteilung Zuschnitt, in der verschiedene Rohstoffe wie Stahl, Gusseisen, Aluminium und Messing je nach Wunsch des Kunden für die weitere Bearbeitung vorbereitet werden.
Verblüfft waren wir über die Tatsache, dass durch die Verwendung von Aluminium Energie bei der Verarbeitung gespart werden kann. Der Grund dafür ist, dass Aluminium wesentlich leichter alsStahl ist. Zudem bleibt es länger rostfrei als die übrigen Rohstoffe, welche die Firma bezieht, erklärte uns Wolfgang Ulrich.
Bei unserem Rundgang durch die Produktionsanlagen trafen wir auch zwei Auszubildende des Betriebes, die einzelne Metallstücke manuell bearbeiteten. Auf diese Art und Weise sollen sie mit dem Werkstoff Metall und seiner Handhabung vertraut gemacht werden. An verschiedensten riesigen Maschinen erklärte uns Herr Ulrich die Teile, die gerade gefertigt wurden: Armaturen, Wellen und Zahnriemenscheiben, die als Zurüstteile in Druckmaschinen verwendet werden.
Die Herstellung eines solchen Teils läuft in mehreren Produktionsschritten ab: Fräsen, bohren oder Gewinde schneiden. Kein Wunder, dass in der Produktionshalle ein so hoher Geräuschpegel herrscht.
Mit Druckmaschinen werden übrigens Erzeugnisse aller Art produziert: Von der Papiertüte über die Zeitung bishin zu Geldscheinen. In solchen Maschinen hat Präzisionsarbeit aus Tann ihren Platz. Hier muss die Arbeitsgenauigkeit bei einem tausendstel Millimeter liegen.
Einen weiteren Einblick in das Firmenleben erhielten wir bei der Produktion von Kanalventilen, die zur Sicherheit von Rohrleitungen benötigt werden. Faszinierend war das Geschehen innerhalb einer computergesteuerten Maschine, was wir durch ein kleines Glasfenster beobachten konnten. Wie auch andere moderne Betriebe hält die Firma Ulrich heute notwendige Umweltstandards ein: Die Flüssigkeiten, die zum Kühlen und Reinigen der Werkstücke verwendet werden, werden von einer Fachfirma wieder zu Trinkwasser aufbereitet.
Zum Abschluss dieses gelungenen Unterrichtstages durften wir uns an einem üppigen Buffet bedienen und Wolfgang Ulrich überreichte uns als Erinnerung ein kleines Metallplättchen, auf dem das Tanner Stadttor und eine Widmung eingraviert waren.
Daten
Name: Johann Ulrich Metallbe- und Metallverarbeitung GmbH & Co KG
Gründung: 1961 von Johann Ulrich
Erste Produnktionsstätte: Im eigenen Wohnhaus der Familie Ulrich
Erweiterungen: 1968 Gebäude am Mühlberg, 1970 Bau einer Halle
Geschäftsführer: Wolfgang Ulrich
Angestellte: 34 feste Beschäftigte und 5 Auszubildende
Lehrberufe: Zerspanungsmechaniker, Dreh- und Frästechniker
Produkte: Kolben, Zahnräder, Bolzen, Buchsen, Sicherheitsklappen
Verbrauch: etwa 100 Tonnen Material (Metall) pro Jahr
Wichtiger Zulieferer für Druckmaschinen
Geschäftsführer Wolfgang Ulrich im Gespräch mit der Klasse 10A
TANN
In einem Interview spricht der Geschäftsführer der Firma Ulrich, Wolfgang Ulrich, über die Produktion, Auszubildende und die Wirtschaftskrise.
Von der KLASSE 10 A DER ULSTERTALSCHULE HILDERS
Wie würden Sie die Firma Ulrich beschreiben?
Es ist ein metallverarbeitender Betrieb, der als Lohnunternehmen Komponenten, die im Maschinen- und im Anlagenbau benötigt werden, herstellt. Wir beliefern Betriebe, die im allgemeinen Maschinenbau sowie in den Bereichen Antriebs- und Regeltechnik tätig sind. So sind wir zum Beispiel ein wichtiger Zulieferer für Druckmaschinenhersteller. Über Zwischenlieferanten gelangen unsere Produkte manchmal sogar ins Ausland.
Wie werden die Beschäftigten bezahlt?
Wir bezahlen nach dem festgelegten Metalltarif, jedoch gibt es in unserem Betrieb weitere betriebliche Vereinbarungen.
Wie geschieht die Anlieferung Ihres Rohmaterials?
Das hängt von der Vereinbarung mit dem Kunden und den herzustellenden Teilen ab. In der Regel werden wir von Stahlhändlern beliefert. In manchen Fällen bekommen wir das Material vom Kunden beigestellt. Dies ist der Fall, wenn der Kunde das so mit uns vereinbart oder ein vorgefertigtes Rohteil benötigt wird. Dann wird das Rohmaterial durch den Kunden angeliefert oder in dringenden Fällen von uns abgeholt.
Wie gelangen Ihre Produkte zum Abnehmer?
Wir liefern unsere Produkte meist selber und haben dafür auch einen firmeneigenen LKW oder wir versenden per Spedition.
Wie erfolgt die Qualitätssicherung?
Sie erfolgt in der Form, dass Stichproben genommen werden. Wenn es jedoch besonders hohe Anforderungen von Seiten des Kunden gibt, wird jedes Teil zunächst überprüft. Bei gewissen Teilen wird sogar ein Prüfprotokoll erstellt.
Welche Qualifikationen müssen zukünftige Auszubildende mitbringen?
Die Schulbildung ist in unserem Betrieb eher zweitrangig. Meist ist es so, dass ich die Bewerber in einem Praktikum oder während eines Ferienjobs kennengelernt habe und so über ihre Integrationsfähigkeit in den Betrieb und ihre handwerklichen Fähigkeiten Bescheid weiß.
Hat sich Ihre Produktion in den letzten Jahren sehr verändert?
Da sich die Produktion heutzutage meist in das Ausland verschoben hat, weil dort die Produktionskosten geringer sind, mussten wir neue Produkte finden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Manche unserer früheren Produkte werden in unserem Betrieb gar nicht mehr hergestellt, da es nicht mehr genug Nachfrage nach solchen Produkten Made in Germany gibt. Ein anderer Aspekt ist die CNC-Technologie, wodurch genauer, schneller und c effizienter produziert wird.
Wie stark waren oder sind Sie von der Wirtschaftskrise betroffen?
Unsere Firma ist in der Hinsicht betroffen, dass wir uns seit März bis voraussichtlich Anfang 2010 in Kurzarbeit befinden. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir noch in drei Schichten produziert, wodurch die Maschinen optimal ausgelastet waren.
Wie vermarkten Sie Ihre Produkte?
Wir machen keine Werbung, da wir an sich kein eigenes Produkt verkaufen, jedoch haben wir verschiedene Verkaufsverbände, die unsere Ware präsentieren.
Herr Ulrich, kann man mit der Führung eines solchen Betriebs reich werden?
Was ist reich? (lacht) Wir versuchen, dass jeder mit seinem Lohn ein gutes Auskommen hat.
Den meisten gefällt es gut
Befragung
TANN Die Schüler befragten Beschäftigte, wie ihnen die Arbeit gefällt. Grundsätzlich mache es ihnen Freude, bei der Firma Ulrich zu arbeiten, da die Atmosphäre in dem Familienbetrieb wirklich gut sei. Auch mit der Entlohnung sei man einverstanden, da man nach Tarif bezahlt werde und man in der heutigen Zeit froh sein müsse, überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben. Schließlich gebe es bei der Firma Ulrich zurzeit auch Kurzarbeit. Ganz anders als vor zwei Jahren, als noch in Schichten rund um die Uhr gearbeitet wurde.
Uns interessierte auch, aus welchen Gründen sich die Arbeiter um einen Job in der Dreherei Ulrich bemüht hätten. Bei einigen verstärkte ein Betriebspraktikum oder ein Ferienjob ihr Interesse, andere hatten von Anfang an den Wunsch, in der Metallverarbeitung tätig zu sein und wurden nach ihrer Ausbildung übernommen. Wenige äußerten aber auch, dass die Arbeit in der Dreherei nicht ihr Traumjob sei.
Besonders zufrieden waren die Arbeiter, dass ihre handwerklichen Fähigkeiten geschätzt werden und sie nach abgeschlossener Ausbildung befähigt sind, an allen der sehr wertvollen Maschinen arbeiten zu können. - l0A
Kommentar
Erwartungen übertroffen
Mit der Dreherei Ulrich in Tann hatten wir einen unspektakulären Betrieb erwartet. Umso mehr waren wir überrascht, als wir ein Unternehmen mit fast 40 Beschäftigten vorfanden.
Von Metallverarbeitung hatten wir nur eine geringe Vorstellung und waren erstaunt, dass mitten in der Rhön ein Höchstmaß an Präzisionsarbeit verrichtet wird.
Mitten in der Rhön! Das bedeutet auch, dass 20 Jahre nach dem Fall der Mauer thüringische Arbeitnehmer in der Firma Arbeit gefunden haben. Hessen und Thüringer arbeiten Hand in Hand! Somit leistet die Firma Ulrich einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen der Menschen in der Mitte Deutschlands. Klasse 10 A